Samstag, 10. Oktober 2020

Augenwischerei

Es ändern sich die Preise für die Ausführung von ETF- und Zertifikate-Sparpläne. Das lässt doch gleich einmal aufhorchen. Die Kosten für Sparpläne sind immer entscheidend dafür, was nach Abzug der Kosten am Ende übrig bleibt. Auch eine Bepreisung, die sich "fair am Ausführungsbetrag" orientiert, kann dabei schon zu viel sein. Rechnen wir doch einmal nach, wie sich die am 17. September 2020 von der 1822direkt kommunizierte Preisänderung für die Sparpläne ab dem 01.12.2020 auswirkt:

Preiserhöhung für große Beträge

Zahlt man bisher 2,95€ pro Ausführung, die immer zeitlich befristeten Sonderaktionen einmal ausgenommen, so sind es nun 1,50% pro Ausführung, mindestens aber 1,90€ und höchstens 14,90€. Der Sparplan mit dem Mindestbetrag von 50€ wird also rund 35% günstiger. Auch bei Beträgen von 100€ oder 125€ wird es günstiger. Bei 150€ ist man über dem Sockelbetrag und zahlt 2,25€. Und bereits ab 200€ Sparrate zahlt man mit 3€ pro Ausführung mehr als bisher. Hier wird also eine deutliche Preiserhöhung so verpackt, als sei sie fair. Augenwischerei also.

Auf Kosten und Basiswert achten

Jeder Sparplan-Sparer sollte sich natürlich durchrechnen, was für Kosten auf ihn zukommen. Die sind sicher zu kalkulieren, der kurzfristige Anlage-Erfolg ist es meist weniger. Daher machen Sparpläne vor allem über lange Zeiträume Sinn und man sollte sich nicht zu sehr von kurzfristigen Aktionen ohne Orderentgelt leiten lassen. Natürlich ist auch die Auswahl wichtig: Bei ETFs nicht zu sehr auf den "home bias" achten und den DAX nehmen, sondern besser den MSCI World oder auch den S&P500. Eine Beimischung mit Titeln der aufstrebenden Märkte ("Emerging markets") oder Themen (Wasser, Biotechnologie, ...) kann als Beimischung sinnvoll sein, wenn das persönlich zu einem passt. Auch ein Blick auf die laufenden Kosten des ETF im Vergleich zu anderen ETFs mit einem vergleichbarem oder ähnlichem Anlageuniversum macht Sinn.

Preisvergleich lohnt sich

Für die Sparpläne ist ein Preisvergleich der verschiedenen Wertpapier-Broker durchaus lohnenswert. Allerdings ist dies nicht allein entscheidend. Wichtig ist auch, was für Ausführungstermine angeboten werden - zum ersten des Monats ist sicherlich keine gute Idee. Ideal ist der 23. oder 25. des Monats, wie eine Anlayse der Saisonaliät des Monatsverlaufs der Aktienmärkte statistisch ergibt. Weiterhin ist wichtig, über welchen Handelsplatz die Sparplan-Orders ausgeführt werden. Denn bei der Ausführung ist man nicht allein, der Broker wird die Sparpläne aller Kunden zum den entsprechenden Wertpapieren gleichzeitig ausführen lassen - bei engen Marktverhältnissen kann es dabei zu Kursbewegungen kommen, die für den Kunden ungünstig und als zusätzlicher Kostenfaktor "Slippage" (im weiteren Sinne) zu verbuchen sind.

Ausführungsplatz und -zeit durchaus wichtig.

Das gilt insbesondere, wenn die Sparpläne nicht direkt börslich, sondern über organisierte Handelsplätze wie Tradegate, Lang & Schwarz oder Lang & Schwarz Exchange ausgeführt werden, die sicherlich eine geringere Liquidität als ein direkter börslicher Handelsplatz (z.B. XETRA) haben. Für den Broker ist das eine Kostenfrage - für den Kunden eine Frage der Qualität der Ausführung, die er bekommt. Die comdirect hat zum 17. April 2020 den Ausführungsplatz ihrer Sparpläne von XETRA Best auf Tradegate geändert. Dazu gab es lediglich eine kurze Mitteilung - im Sinne der vorgenannten Sachverhalts auch hier: Augenwischerei. Immerhin: die Ausführungszeit bleibt vorerst bei 15:36 Uhr - was vorteilhaft für ETFs mit Fokus USA ist, denn die US-Börsen haben zu disem Zeitpunkt bereits geöffnet und die Liquidität in den entsprechenden ETFs dürfte besser sein, als bei einem Ausführungstermin am Vormittag.

Dienstag, 21. Januar 2020

flatex auf dem Weg vom Preis- zum Qualitätsführer?

Von der Preisführerschaft hat man sich schon länger verabschiedet, und auch der durchaus legendäre "0 €-Handel" ist Geschichte. Doch nun langt flatex ordentlich zu und verlangt ab dem 01.03.2020 sogar Depotgebühren. Minuszinsen und eine extra Handelsplatzgebühr gibt es noch obendrein. Das Konzept dahinter könnte bedeuten, sich von der Preisführer zur Qualitätsführer zu wandeln. Es ist allerdings fraglich, ob dies unter Beibehaltung der Marke "flatex" gelingen wird. Wahrscheinlicher ist, dass man inzwischen auf einem zu hohen Kostenblock sitzt, weshalb die Gewinne rückläufig waren, worüber in diesem Zusammenhang auch die Wirtschaftswoche berichtete.

Preisverzeichnis schon wieder angepasst


Anfang der 4. Kalenderwoche 2020 wurde bekannt, dass flatex erneut sein Preisverzeichnis angepasst hat, welches ab dem 01.03.2020 gelten soll. Da dieses Mal nur Preissenkungen vorgenommen wurden, konnte eine Anpassung ohne die Vorlauffrist von zwei Monaten, die bei Preiserhöhungen eingehalten werden muss, erfolgen. Die Anpassungen sind allerdings eher kosmetischer Natur: Die Mehrwertsteuer für die Depotgebühr wird nun nicht mehr zusätzlich erhoben, sondern ist inklusive. Die Gebühr für Auslandsbörsen wurden gesenkt und die Gebühr für Dividendenzahlungen wurde gestrichen. Die neu eingeführte Handelsplatz-Gebühr für einige Handelsplätze wie Quotrix, Lang & Schwarz Exchange oder gettex in Höhe von 2 €, bei denen flatex ohnehin noch eine Rückvergütung bekommt, bleibt weiterhin bestehen.

Wenig professionelles Vorgehen


Alles in allem wirkt das Vorhehen wenig professionell. Doch der Druck, etwas tun zu müssen scheint hoch zu sein - die Welle an Kündigungen durch Kunden dürfte es ebenfalls sein. Fatal, wenn nun soviel Depotvolumen zu Mitbewerbern abfließt, dass die kalkulierten Erträge nicht mehr hereinkommen. Es darf bezweifelt werden, dass die jetzt bekannt gewordenen Preissenkungen als "Beruhigungspille" beim Kunden wirken.

Ein wenig erinnert dieser Sachverhalt an das planlose Vorgehen mit der "Aktionärsbank", die seinerzeit mit fast identischen Konditionen wie flatex aufwartete, aber nach rund zwei Jahren wieder eingestampft wurde.

Was tun...?


Als Anleger sucht man sich besser einen anderen Broker ohne Depotgebühren. Wer weniger oft handelt, für den spielen die Ordergebühren eine geringere Rolle, wohingegen die 0,1% Depotgebühr sich immer auf die Performance auswirken. Als Trader macht es wie bisher Sinn, möglichst viel angelegt zu haben, denn die Belastung ist im Depot mit 0,1% geringer, als auf dem Konto mit 0,5% Minuszinsen. Allerdings kann es sich auch hier lohnen, mit einem anderen Wertpapier-Broker zu handeln - möglicherweise sogar bei der neuen flatex-Tochter DeGiro :-)

Mehr Qualität und Service wäre sinnvoll


Fazit: Es war nicht zu erwarten, dass sich flatex der neuen Preisführerschaft, welche die "zero commission broker" vorantreiben, anschließen wird. Mehr Kosten und Gebühren ohne einen Mehrwert für Kunden führt allerdings langfristig zum Exodus der Marke "flatex". Vielleicht wird wenigstens etwas vom Mehrerlös in die Verbesserung des Services gesteckt, denn dieser war in der Vergangenheit oftmals keine Hilfe und führte dazu, dass auch ich flatex den Rücken gekehrt habe. Jedoch schon vor mehr als einem Jahr, ohne Zorn, und bei verbessertem Service habe ich bisher eine Rückkehr auch nicht ausgeschlossen. Ob flatex jedoch die Konversion von Preisführer zum Qualitätsführer schafft, ist mehr als fraglich.