Dienstag, 21. Januar 2020

flatex auf dem Weg vom Preis- zum Qualitätsführer?

Von der Preisführerschaft hat man sich schon länger verabschiedet, und auch der durchaus legendäre "0 €-Handel" ist Geschichte. Doch nun langt flatex ordentlich zu und verlangt ab dem 01.03.2020 sogar Depotgebühren. Minuszinsen und eine extra Handelsplatzgebühr gibt es noch obendrein. Das Konzept dahinter könnte bedeuten, sich von der Preisführer zur Qualitätsführer zu wandeln. Es ist allerdings fraglich, ob dies unter Beibehaltung der Marke "flatex" gelingen wird. Wahrscheinlicher ist, dass man inzwischen auf einem zu hohen Kostenblock sitzt, weshalb die Gewinne rückläufig waren, worüber in diesem Zusammenhang auch die Wirtschaftswoche berichtete.

Preisverzeichnis schon wieder angepasst


Anfang der 4. Kalenderwoche 2020 wurde bekannt, dass flatex erneut sein Preisverzeichnis angepasst hat, welches ab dem 01.03.2020 gelten soll. Da dieses Mal nur Preissenkungen vorgenommen wurden, konnte eine Anpassung ohne die Vorlauffrist von zwei Monaten, die bei Preiserhöhungen eingehalten werden muss, erfolgen. Die Anpassungen sind allerdings eher kosmetischer Natur: Die Mehrwertsteuer für die Depotgebühr wird nun nicht mehr zusätzlich erhoben, sondern ist inklusive. Die Gebühr für Auslandsbörsen wurden gesenkt und die Gebühr für Dividendenzahlungen wurde gestrichen. Die neu eingeführte Handelsplatz-Gebühr für einige Handelsplätze wie Quotrix, Lang & Schwarz Exchange oder gettex in Höhe von 2 €, bei denen flatex ohnehin noch eine Rückvergütung bekommt, bleibt weiterhin bestehen.

Wenig professionelles Vorgehen


Alles in allem wirkt das Vorhehen wenig professionell. Doch der Druck, etwas tun zu müssen scheint hoch zu sein - die Welle an Kündigungen durch Kunden dürfte es ebenfalls sein. Fatal, wenn nun soviel Depotvolumen zu Mitbewerbern abfließt, dass die kalkulierten Erträge nicht mehr hereinkommen. Es darf bezweifelt werden, dass die jetzt bekannt gewordenen Preissenkungen als "Beruhigungspille" beim Kunden wirken.

Ein wenig erinnert dieser Sachverhalt an das planlose Vorgehen mit der "Aktionärsbank", die seinerzeit mit fast identischen Konditionen wie flatex aufwartete, aber nach rund zwei Jahren wieder eingestampft wurde.

Was tun...?


Als Anleger sucht man sich besser einen anderen Broker ohne Depotgebühren. Wer weniger oft handelt, für den spielen die Ordergebühren eine geringere Rolle, wohingegen die 0,1% Depotgebühr sich immer auf die Performance auswirken. Als Trader macht es wie bisher Sinn, möglichst viel angelegt zu haben, denn die Belastung ist im Depot mit 0,1% geringer, als auf dem Konto mit 0,5% Minuszinsen. Allerdings kann es sich auch hier lohnen, mit einem anderen Wertpapier-Broker zu handeln - möglicherweise sogar bei der neuen flatex-Tochter DeGiro :-)

Mehr Qualität und Service wäre sinnvoll


Fazit: Es war nicht zu erwarten, dass sich flatex der neuen Preisführerschaft, welche die "zero commission broker" vorantreiben, anschließen wird. Mehr Kosten und Gebühren ohne einen Mehrwert für Kunden führt allerdings langfristig zum Exodus der Marke "flatex". Vielleicht wird wenigstens etwas vom Mehrerlös in die Verbesserung des Services gesteckt, denn dieser war in der Vergangenheit oftmals keine Hilfe und führte dazu, dass auch ich flatex den Rücken gekehrt habe. Jedoch schon vor mehr als einem Jahr, ohne Zorn, und bei verbessertem Service habe ich bisher eine Rückkehr auch nicht ausgeschlossen. Ob flatex jedoch die Konversion von Preisführer zum Qualitätsführer schafft, ist mehr als fraglich.