Freitag, 15. November 2019

Mit "zero commission" die Broker-Szene aufmischen

Eine Erhöhung der Order-Provisionen ist für die Direkt-Broker in Deutschland nicht salonfähig. Dafür erhöhen sie die zusätzlichen Gebühren, meist als "Handelsplatz-Entgelte" deklariert. In der Konsequenz wurde das Handeln in letzter Zeit teurer, und selbst die zuvor billigen Broker wie flatex sind de facto teurer geworden, auch wenn diverse Schaufenster-Aktionen potentiellen Kunden das Gegenteil vermitteln wollen.

Auf den Spuren von Robinhood


Genau hier setzen die drei neuen Broker Trade Republic, JustTRADE und GRATISBROKER an. Trade Republic ist seit dem ersten Halbjahr 2019 in Deutschland aktiv und war im April bereits auf der Invest in Stuttgart vertreten. justTRADE wollte am 1. Oktober 2019 starten. Erfahrungsberichte zu diesem Broker sind indes noch nicht zu bekommen, daher ist zu vermuten, dass der Betrieb über die Testphase mit ausgewählten Beta-Kunden noch nicht wesentlich hinaus gekommen ist. Besser sieht es beim Dritten im Bunde aus, dem GRATISBROKER, beim dem eine Depot-Eröffnung möglich ist, jedoch die Produktpalette noch nicht ganz vollständig erscheint.

Geschäftsmodell


Dabei werden sogar die Handelsbgebühren des niederländischen Billig-Brokers DEGIRO unterboten. Vorbild ist der US-Broker Robinhood. Trade Rebublic wirbt damit, "Deutschlands erster mobiler und provisions­freier Broker" zu sein. Etwas versteckt kann man nachlesen, dass "lediglich eine Fremdkostenpauschale von einem Euro pro Handelsgeschäft für die Abwicklung" anfällt. Finanziert wird das Geschäft über "eine Rückvergütung vom Handelspartner". Eine Tatsache, welche die Mitbewerber auch in Zeiten der Richtlinie MiFID II gerne verschweigen. Auch bei JustTRADE und GRATISBROKER wird diese Rückvergütung ("kickback"), zur Finanzierung verwendet und dürften neben Bestandsvergütungen für Fonds und ETFs die Haupteinnahmequelle sein. Depotgebühren erhebt keiner der drei neuen Broker.

Einschränkungen bei den Handelsplätzen...


Die genannte "Rückvergütung vom Handelspartner" gibt es nicht insbesondere nicht beim Handel über Börsen, und daraus ergibt sich eine starke Einschränkung bei den verfügbaren Handelsplätzen.

Trade Republic und justTRADE bieten LS Exchange an, justTRADE zusätzlich Quotrix. Beim GRATISBROKER ist gettex der einzige bisher mögliche Handelsplatz. Allen drei genannten Handelsplätzen ist gemein, dass sie immerhin der Handelsüberwachung der jeweiligen Börse (Hamburg, Düsseldorf und München) unterliegen. Der Trend aus den USA, entsprechende Kundenaufträge über "market maker" abzuwickeln, ist hier nur in abgeschwächter Form vorhanden.

... und der Anzahl der Wertpapiere


Eine zahlenmäßige Beschränkung ergibt es damit auch für die Anzahl der handelbaren Wertpapiere: Bei Trade Republic via LS Exchange sind es ca. 7800 Aktien und ETFs. Quotrix bietet aktuell rund 14.000 Wertpapiere. Der GRATISBROKER nutzt das Kontingent von gettex nur in Teilen aus, und startet mit 3600 Akiten, 180 ETFs und 2100 Fonds.

Handel von Derivaten


Der Handel mit Derivaten kam bei Trade Republic am 16. Juli 2019 hinzu. Aktuell können rund 40.000 Wertpapiere von HSBC Trinkaus über die Plattform gehandelt werden. Bei justTRADE werden gleich drei Handelspartner angebunden: Vontobel, die Société Générale und die UBS. Ähnlich wie bei HSBC handelt es sich dabei nicht um die Größten der Branche, aber mit einigen Spezialitäten: Vontobel bietet u.a. Zertifikate auf Kryptos, die Société Générale ist bei exotischen Optionsscheinen führend. Beim GRATISBROKER ist der Derivatehandel noch für 2019 geplant und ließe sich auch relativ leicht bewerkstelligen, da über gettex bereits die Derivate der HypoVereinsbank onemarkets und HSBC Trinkaus gehandelt werden können. Insofern scheint der Zeitplan auch realistisch.

Unterschiedliche Handelsplattformen für den Kunden


Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist, dass der Zugriff bei Trader Republik ausschließlich über die App erfolgen kann. Auch dieses "mobile only" Konzept wird von mancher Bank schon umgesetzt, jedoch zumeist beim Girokonto. Die App sollte man auch nur zum Handeln benutzen und die technische Analyse bzw. die Auswahl der Wertpapiere zuvor am Computer gemacht haben.

JustTRADE will zusätzlich zur App auch eine Weboberfläche zum Handeln anbieten. GRATISBROKER hat auf die Entwicklung einer eigenen App verzichtet und bietet ein "responsive Webdesign", welches auf allen Plattformen, also auch Mobiltelefonen, nutzbar sein soll.

Weitere Besonderheiten und Fallstricke


Ganz kostenlos ist der Handel dann doch nicht: Bei Trade Republic fällt eine Fremdkostenpauschale in Höhe von 1 € pro Vorgang für die Abwicklung an, also beim Kauf und beim Verkauf.

Bei  JustTRADE ist darauf zu achten, dass auf das Guthaben des Verrechnungskontos 0,5% Minuszinsen anfallen. Dies entspricht dem aktuellen Einlagensatz der Europäischen Zentralbank und wird in der Form auch z.B. bei flatex erhoben. Da zwischen Ausführung und Erfüllung einer Kauforder immer zwei Bankarbeitstage liegen und das Geld ab der Order-Ausführung in voller Höhe zur Verfügung stehen muss, fallen hier zusätzliche Kosten in Form von Minuszinsen an, die jedoch nicht für das Finanzamt berücksichtigt werden können. Mitbewerber Trade Republic wirbt daher auch schon mit "Keine Negativzinsen".

Bei JustTRADE und beim GRATISBROKER ist ein Mindestordervolumen von 500€ vorgesehen. Beim GRATISBROKER wird zudem explizit erwähnt, dass das Volumen für einen Verkauf kleiner sein darf, sofern es sich dabei um die komplette Position handelt.

Zudem ist beim Handeln auf die Uhrzeit zu achten, wann man kauft oder verkauft: Zwar orientieren sich die Kursspannen (Spreads) der Werte am Referenzmarkt Xetra, doch außerhalb der XETRA-Handelszeiten, also vor 9:00h und nach 17:30h, ist mit höheren Spreads zu rechnen. Diese sind für den Kunden ein zusätzlicher, versteckter Kostenfaktor. Das gilt insbesondere für den Handel über LS Exchange zwischen 7:30h und 8:00h sowie 22:00 und 23:00h. gettex und Quotrix handeln lediglich von 8:00-22:00h.

Eine Depotübertragung zu den neuen "Zero-Commission Broker" ist nicht möglich, lediglich ein ausgehender Depotübertrag bei Beendigung der Geschäftsbeziehung. Als Grund werden hier "zu hohe Kosten" genannt.

Einlagensicherung bei 100.000€


Keine Sorge muss man sich im Normalfall um die Sicherheit der Einlagen machen. Bei Trade Republic verwaltet der Partner Solarisbank die Kundengelder, bei JustTRADE ist es die Sutor Bank und beim GRATISBROKER die Baader Bank. In allen Fällen sind Kundengelder damit bis zu einer Höhe von 100.000€ geschützt. Zum Vergleich: Bei DEGIRO beträgt die Höhe der Sicherung lediglich 20.000€, weil DEGIRO keine Bank ist.

Kostenlose Sparpläne bei Trade Republic


Ganz neu sind seit dem 05. November 2019 kostenlose ETF-Sparpläne bei Trade Republic. Hierfür wurde iShares als Partner gewonnen, wodurch eine Palette von 280 ETFs möglich ist. Für ein Anlagevolumen von 25 € bis 5000 € wird dabei auch auf die Fremdkostenpauschale verzichtet. Wie gut jedoch der Ausführungskurs ist, wird sich noch zeigen müssen.

Warteliste bei justTRADE


Ähnlich wie zu den Anfangszeiten bei Trader Republic gibt es bei justTRADE eine Warteliste, was sich aus der Ankündigung einer schrittweisen Freischaltung der Kunden ergibt. Man wird also sehen, wie lange es noch dauert, bis man mit justTRADE tatsächlich handeln kann. Bei Trade Republic und dem GRATISBROKER sind Depoteröffnungen direkt durch die angebotene Online-Legitimation auch relativ schnell und unkompliziert möglich.

Alle drei Broker auf der "World Of Trading"


Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte - so kann man die Situation aktuell sehen, denn justTRADE hängt dank der Warteliste hinterher. Währenddessen können die anderen beiden bereits auf Kundenfang gehen. Alle drei wollen jedoch in der Trader-Szene bekannter werden und sind am 15. und 16. November 2019 auf der World of Trading in Frankfurt vertreten. Ich werde im Anschluss an die Messe weiter berichten.



Dienstag, 5. November 2019

Aktienhandel, etwas anders

Der Aktienhandel wird immer teurer. Nach der 1822direkt haben im Verlauf des Jahres 2019 auch die comdirect und ihre Tochter OnvistaBank die Handelsplatz-Gebühr angehoben. Die Handelsplatz-Gebühr ist ein zusätzliches Entgelt, welches - abhängig vom Handelsplatz, an dem die Order ausgeführt wird - zusätzlich zur Orderprovision erhoben wird und die Orderkosten für den Kunden in die Höhe treibt. Immer häufiger wird dieses Entgelt jedoch auch unabhängig vom Handelsplatz verlangt, was der Bedeutung einer Handelsplatz-Gebühr im eigentlichen Sinne entgegen steht.

Es geht auch anders


Natürlich kann man zu einem Wertpapier-Broker wechseln, der eine geringere oder gar keine solche Gebühr erhebt. Doch auch die CFD / Forexbroker drängen in dieses Segment. Denn mit dem MetaTrader 5 (MT5), der multikanal-fähig ist, können Kundenaufträge an verschiedene Ziele weitergeleitet werden. So bietet die JFD Bank (vormals JFD Brokers) seit einigen Monaten den kostenlosen Aktienhandel über den MT5 an. Das mag zumindest etwas komisch klingen, funktioniert aber recht gut und ist auch genau so abgebildet, wie man es vom Handel mit Aktien kennt. Die Aufträge werden via "Smart Order Router" (SOR) ausgeführt; daran angebunden sind u.a. Börsen und multilaterale Handelssysteme (MTFs, die Handelsplattform Turquoise in London würde in diese Kategorie fallen). Die Ausführung einer Order erfolgt anhand der besten verfügbaren Liquidität.

Wie im Aktienhandel üblich kann man nur Käufe tätigen, keine Leerverkäufe wie sie bei (Aktien-) CFDs möglich sind. Das entsprechende Kapital muss vollständig hinterlegt sein, denn die Margin beträgt 100% des Gegenwerts. Weil damit kein Fremdkapital vom Broker verwendet wird, gibt es auch keine Swap-Kosten - eine Position über Nacht zu halten kostet also nichts. Damit sind auch Langzeitinvestition möglich. Dies entspricht den Usancen des "normalen" Wertpapier-Handels. Es wird kein Hebel verwendet und damit ist das (Handels-) Risiko nicht größer als beim Aktienkauf über einen gewöhnlichen Wertpapier-Broker. Selbstverständlich gibt es auch Dividendenausschüttungen - alles Anzeichen dafür, dass es hier tatsächlich um echten Aktienhandel geht. Natürlich hat auch die Bürokratie Einzug gehalten, wie bei den Wertpapier-Brokern auch, nämlich in Form des FATCA-Formulars, sofern man US-Aktien handeln möchte.

Nur zu den Haupthandelszeiten der Börsen


Die Handelszeit ist dadurch eingeschränkt, dass diese sich ausschließlich nach den Haupthandelszeiten der angebotenen Börsen richtet: Deutschland von 9:00-17:30h (mit einer kurzen Handelspause zur Zeit der XETRA-Mittagsauktion), die US-Werte von 15:30-22:00h. Niederländische, französische und spanische Aktien können ebenfalls gehandelt werden, und zwar von 09:00 - 17:30 Uhr. Bei den Wertpapier-Brokern kann man Aktien je nach Handelsplatz von 7:30h bis 23h handeln.

Dafür ist der Handel bereits ab ein Stück möglich und man kann seine Positionsgröße sehr genau bemessen, oder kostengünstig kleine Positionsgrößen handeln. Neben der "Market Order" zur sofortigen Ausführung stehen auch Limit-, Stopp- und Stopp-Limit-Orders zur Verfügung. Wer jedoch Short gehen (leerverkaufen) will, muss auf Aktien-CFDs zurückgreifen, die bei JFD eine Provision kosten, wie bei den meisten anderen Brokern auch.

Das ist anders


Das Aufgeben, Ändern oder Löschen (Streichen) von Orders funktioniert nur zu der jeweiligen Handelszeit des Instruments.Somit muss man sich am Abend oder am Wochenende getroffene Anlage-Entscheidungen zunächst notieren und dann zur Handelszeit ordern. Auch Wertpapier-Überträge werden nicht angeboten, wie bei vielen Wertpapier-Brokern üblich.

MetaTrader 5 zur Chartanalyse


Nebenbei erhält man als Kunde mit dem MT5 auch ein exzellentes Werkzeug, um Aktien-Kursverläufe auf verschiedenen Zeitebenen technisch zu analysieren. Die Benutzung mag gewöhnungsbedürftig sein, die Einarbeitung lohnt sich aber. Verschiedene Chart-Darstellungen sind möglich, nahezu alle Indikatoren sind bereits in der Software vorhanden oder durch Erweiterungen möglich. Der Chart bleibt in der bearbeiteten Form auch erhalten, wenn man den MetaTrader schließt, und ist beim erneuten Öffnen mit aktualisierten Kursdaten wieder verfügbar.

Fazit: Der Aktienhandel via JFD Bank ist aktuell eine kostengünstige Alternative zu den immer teurer werdenden Wertpapier-Brokern, die mit den Extra-Gebühren allerdings auch versuchen, ihre im Zinsgeschäft wegbrechenden Erträge in anderen Bereichen zu erzielen, was letzten Endes eine Quersubvention zu Lasten der Wertpapier-Kunden darstellt. Folglich müssen den Kunden gangbare Alternativen aufgezeigt werden, um den Druck auf die Wertpapier-Broker zu erhöhen, damit diese ihre Gebühren zumindest nicht weiter erhöhen.

Aktienhandel ist nicht gleich "Aktienhandel"


Viel Werbung, auch Straßenwerbung, liest man aktuell in Sachen "Aktienhandel" auch von verschiedenen Mitbewerbern. Bei genauerem Blick auf die Konditionen fallen Finanzierungskosten für Positionen über Nacht auf oder sogar die Möglichkeit, nur einen Teil des Gegenwerts hinterlegen zu müssen. Dies sind jedoch alles Anzeichen, dass es sich hierbei um Aktien-CFDs handelt, die nicht über eine Börse, sondern den konzern-eigenen Market Maker gehandelt werden. Sehr unterhaltsam war auch die Werbung eines Anbieters, der eine Trading-Revolution versprach, dann aber nur die ersten 10 Trades in "Aktien" pro Monat von den Gebühren freistellte.

Das Geschäftsmodell, keine Gebühren für Aktien zu verlangen, und die Order über einen Market Maker ausführen zu lassen, der dafür "kickbacks" (eine Rückvergütung an den Broker) zahlt, wird auch in Deutschland zunehmend verwendet. Für Kunden kann das tendentiell nachteilig sein. Mehr dazu voraussichtlich im nächsten Blog-Eintrag.

Samstag, 19. Oktober 2019

Fidor Bank: Das Ende einer guten Idee

Das Ende einer guten Idee: Social Banking mit Freunden und der Fidor Bank. Seit Ende August ist das jedoch im wahrsten Sinne des Wortes ein Auslaufmodell. Denn nach Bekanntgabe einer Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen und des Preis- und Leistungsverzeichnisses per 1. November 2019 drohen zahlreiche Kunden der Bank davon zu laufen. Der Kundenservice ist seitdem chronisch überlastet und offenbar nur noch mit der Bearbeitung der Welle von Kündigungen beschäftigt.

"Beruhigungspille" ohne Wirkung


Daran änderte auch eine wenige Tage später in Form einer weiteren Email verschickten "Beruhigungspille" nichts. Bei normaler Nutzung bleibe das Konto weiterhin kostenlos, denn wenn "mehr als zehn" (also mindestens elf) Buchungen pro Monat anfallen, wird die ab dem 1. November 2019 erhobene Kontoführungsgebühr in Höhe von 5,- € wieder erstattet. Grundsätzlich ist die Gebühr in dieser Form ja nicht verkehrt, denn sie trifft nur Kunden, die das Konto wenig bis gar nicht nutzen. Auch dies Art der Preisgestaltung muss man positiv hervorheben, denn sie hebt sich deutlich von zahlreichen anderen Banken ab, die ihre Gebühren ideenlos und unabhängig von Kontoaktivitäten eingeführt haben. Bestenfalls der Gehaltseingang führte dann noch zu einem Bonus- oder wurde sogar Voraussetzung. Auch die Fidor-Bank hatte einen Gehalts-Bonus, der aber nach Monatsfrist zusammen mit den anderen, eher symbolischen, Boni wegfällt.

Hintergünde


Nach dem Abgang des Gründers Matthias Kröner Anfang April 2019, wahrscheinlich aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Entwicklung der Bank, und der Umgestaltung des Forums, welches nicht mehr so benutzerfreundlich wie das vorherige ist, droht die Fidor Bank nun, eine Bank wie jede andere und damit austauschbar zu werden.Vielleicht auch deshalb will Mehrheitseigners Groupe BPCE die Fidor Bank loswerden, scheiterte aber Anfang Oktober 2019 beim Versuch, diese an den Finanzinvestor Apollo zu verkaufen.

Mit dem Exodus der Community und der "Austauschbarkeit" der Bank ist auch für mich der Sachverhalt, der mich einmal dazu bewogen hat, Kunde zu werden, nicht mehr gegeben. Auch wenn ich nicht unbedingt zur Kostenlos-Kultur stehe, so muss doch ein gewisser Mehrwert für mich entstehen. Doch genau scheint zukünftig nicht mehr gegeben. Mit meiner Entscheidung habe ich mir bewusst Zeit gelassen, um zunächst die weitere Entwicklung zu beobachten.

Alles hat seine Zeit. Die der Fidor-Community ist nun abgelaufen. Schade um eine gute Idee, aber der Markt ist ständig im Wandel und es gibt immer Menschen, die mit guten neuen Ideen andere Menschen begeistern können.

Ich wünsche der Fidor Bank jedenfalls alles Gute für ihre Zukunft.

Dienstag, 23. Juli 2019

Die "World Of Trading" in der Krise?

Seit 2005 ist die jährlich im November in Frankfurt stattfindende "World Of Trading" ein bedeutendes Treffen der deutschsprachigen Trader-Szene. Die ersten drei Jahre noch unter "Trader's World" am Flughafen und in der Jahrhunderthalle Höchst gestartet, zog die Veranstaltung 2008 in das Forum der Messe Frankfurt um, gleich hinter der Festhalle.

Neben einer Ausstellungsfläche zeichnet sich die Veranstaltung auch durch Seminare aus, mit einer Dauer von 50 oder 110min. Es sollte jedem klar sein, dass man innerhalb dieser Zeitvorgabe Themen nur anreißen, aber kaum vertiefen kann. Insofern verkam manches Seminar, obgleich kostenpflichtig, zu einer Werbeveranstaltung für Seminare des Referenten.

Etwas intensiver ging es durchaus auf der Pre-Konferenz zu. Diese fand jeweils am Donnerstag, also einen Tag vor Beginn der Messe statt, und bestand aus Tages- oder Halbtages-Seminaren. Bei der Buchung waren natürlich ansehnliche Preise zu zahlen, aber thematisch konnte man als Referent intensiver mit dem Auditorium arbeiten.

Keine Pre-Konferenz am Donnerstag mehr


Doch nun birgt die Webseite der World of Trading eine Überraschung: Für die am 15. und 16. November 2019 stattfindende 15. Auflage der Messe ist die Pre-Konferenz mit keinem Wort mehr erwähnt. Eine Anfrage über das Kontaktformular auf der Webseite bleibt nach fast einer Woche immer noch unbeantwortet. Auch das VIP-Ticket gibt es nicht mehr, mit dem man bisher an allen drei Tagen Zugang zu allen Seminaren bekam. Stattdessen wird das neue "All-Inclusive-Ticket" beworben, dass es für beide Tage oder für einzelne Tage gibt und das inhaltlich das bisherige VIP-Ticket ersetzt.

Bei genauer Durchsicht der Webseite fällt zudem auf, dass bisher nur 16 Aussteller namentlich erwähnt sind. Mitte letzter Woche, am 17. Juli 2019, als der Start der Eintrittskarten-Buchung begann, waren es sogar nur 10. Referenten sind gar nur ganze drei genannt - das spricht bisher (Stand 23. Juli 2019) nicht für Vielfalt bei den Seminaren. Natürlich enthält die Webseite den Hinweis, dass "im Laufe der nächsten Monate" bzw. "innerhalb der nächsten Wochen" immer mehr Aussteller und Referenten zu finden sein werden - seien wir also gespannt.

Gründe?


Es sieht also ganz danach aus, als sei der Veranstaltung ein Sparpaket verordnet worden. Indem ein Tag entfällt, werden sicherlich Kosten eingespart. Doch das kann auch nach hinten los gehen, denn der Donnerstag gehörte seit Jahren zum festen Bestandteil der Veranstaltung und einige Referenten, die mehr als nur oberflächliche Seminare halten wollen, kamen extra aufgrund der Möglichkeit, das auf der Pre-Konferenz zu tun. Somit dürfte es schwieriger werden, hochklassige Referenten für die Veranstaltung zu gewinnen. Ein Ausweg könnte indes sein, einen Teil der Seminarräume an den beiden verbliebenen Tagen für Halb- oder Ganztags-Seminare zu belegen.

Wahrscheinlich werden viele Referenten und Besucher aus den Vorjahren auch 2019 wieder vor Ort sein. Werden sie dann aber von der Veranstaltung enttäuscht, weil die verbliebenen Aussteller, Seminare oder auch Gesprächspartner nicht attaktiv genug sind oder die Resonanz darauf unzureichend ist, kommen sie in den Folgejahren vielleicht nicht mehr wieder. Das könnte die Fortführung der Messe ab 2020 insgesamt gefährden.

Unter wirtschaftlichen Aspekten kommt zum Tragen, dass bei den Ausstellern das Geld nicht mehr so locker sitzt, um sich die teure Messe-Präsenz zu leisten. Hierzu dürfte bei den CFD-Brokern auch die ESMA-Regulierung aus dem Vorjahr beigetragen haben. Die Anzahl der Broker aus dem Bereich Wertpapiere ging in den letzten Jahren ebenfalls deutlich zurück. 2018 war aus diesem Segment lediglich die comdirect vertreten. Bei den Anbietern von Zertifikaten waren zwar bisher alle namhaften Anbieter vertreten, aber der Erfolg der Messe ist für diese schwer messbar, lediglich über die direkte Resonanz der Messe-Besucher. Für Anbietern von Dienstleistungen aus dem Bereich Trading ist die Erfolgsmessung einfacher, über Gutscheine und Abschlüsse, ähnlich wie bei dem Brokern.

Insofern bleibt die WOT 2019 spannend - und sicherlich will niemand, dass die "World of Trading" bald Geschichte ist. Dieser Beitrag wird ergänzt, wenn es Neues gibt, oder der Veranstalter sich doch noch bequemt, endlich einmal auf Anfragen zu antworten.

Nachtrag vom 27. August 2019


Inzwischen ist der Veranstalter, den Angaben der Webseite zur Folge, bei immerhin 20 Ausstellern und 14 Referenten angekommen. Damit ist das selbst gesteckte Ziel von 60 Anbietern knapp drei Monate vor der Messe zu rund einem Drittel erreicht. Auffällig ist, dass die Anbieter von Zertifikaten in diesem Jahr komplett abwesend sind. Eine HVB-Lounge "auf der Alm", wie in den Vorjahren, ist damit unwahrscheinlich geworden.

Samstag, 1. Juni 2019

Das "Tagesgeld PLUS" ohne Verzinsung

Die Niedrigzinsphase treibt schon seltsame Blüten. Und da die Zinsen auch weiterhin niedrig bleiben, wird sich dieser Trend eher noch verstärken.

So bietet die comdirect seit dem 28. Mai 2019 das "Tagesgeld PLUS" ohne Zinsen an. Natürlich fragt man sich, was das für einen Sinn macht. Aus Sicht des Anlegers keinen. Aus Sicht der Bank eine Kostenersparnis, da garantiert noch Kunden auch größere Beträge in der Hoffnung auf Zinsen darauf geparkt oder besser "stillgelegt" haben. Da es bereits seit drei Jahren nur noch den homöopathischen Zins von 0,01% p.a. gab, dürfte es nur tief "schlafende" Kunden treffen.

Unverzinst, Minuszins oder Gebühr?


Immerhin ist das noch besser als die Zinskonten der EthikBank oder die Depot-Verrechnungskonten der flatex Bank (flatex, Brokerport und vitrade) mit Minuszinsen von 0,42% oder 0,40%. Und auch besser als einzelne Mitbewerber, die nicht nur ein zinsloses Tagesgeldkonto anbieten, sondern obendrein eine monatliche pauschale Gebühr dafür verlangen.

Geldmanagement gefragt


Was also tun? Auf das eigene Geldmanagement kommt es an. Beträge, die man sehr kurzfristig benötigt, sollten auf dem Girokonto verbleiben. Einige Cent Zinsen kann man bekommen, wen man bei der gleichen Bank ein verzinstes Konto hat und taggleich umbuchen kann - wie z.B. das Kreditkarten Konto bei der DKB für Aktivkunden mit 0,20%. Für Tagesgeldkonten mit einen Zinssatz unter 0,10% lohnt das jedoch eher nicht.

Kurzfristige Anlagen, die spätetens nach einigen Tagen verfügbar sind, kann man auf Portalen wie Weltsparen anlegen. Dort gibt es Tagesgeldkonten mit aktuell bis zu 0,60..0,80% p.a. bei täglicher Verfügbarkeit. Die genauen Konditionen sollte man sich jedoch durchlesen, denn manche Bank nimmt nur Einmalbeträge pro Konto an. Da ein Verrechnungskonto zwischengeschaltet ist, sollte man mindestens einen Tag länger einkalkulieren, bis man sein Geld effektiv wieder auf dem Girokonto hat.

Die Rendite lässt sich noch geringfügig erhöhen, wenn man Teilbeträgen der Rücklage, die man nur mittelfristig benötigt, in Festgelder mit kurzen Laufzeiten anlegt. Weltsparen als Marktführer bietet hierbei eine größere Auswahl als die Mitberwerber Zinspilot und savedo.

Inflation beachten


Aber auch hierbei sollte klar sein, dass die Inflation dabei den Zinsertrag und einen Teil des Kapitals vernichtet, vor allem bei einer Betrachtung der Zinserträge nach Steuern. Abhilfe schafft hier nur, einen Teilbetrag in mehr ri­si­ko­be­haf­tete, aber höher verzinste Anlagen zu tätigen, und dabei das Dreieck der Geldanlage aus Sicherheit, Rentabilität und Liquidität zu beachten. Wer mit dem Risiko kein Problem hat, sollte den Tagesgeld-Anteil so gering wie möglich halten und auf Festgelder ganz verzichten - ein effektives Management der Verfügbarkeit ist dafür Voraussetzung.

Sonntag, 12. Mai 2019

Aus GKFX wird AKFX - sonst ändert sich nichts?

Das könnte man meinen, nachdem die Kunden am Samstag, den 11. Mai 2019, darüber informiert wurden, das GKFX das Geschäft mit Privatkunden einstellt und die Konten per 24. Mai 2019 kündigt. Angeboten wird der Transfer zum Schwesterunternehmen AKFX, sogar inklusive offener Positionen. Die meisten Kunden haben den Text jedoch offenbar nur bis zu dem Satz mit der Kontokündigung gelesen - anders kann man sich die Facebock-Posts wie "Mein Broker macht dicht, ich suche einen neuen" nicht erklären. Doch was steckt dahinter?

Alter Wein in neuen Schläuchen


Zuerst einmal der Brexit. Er scheint nun, nach 2,5 Jahren, endlich in der Realität der Unternehmen angekommen zu sein. Da GKFX in Großbritannien durch die FCA reguliert ist und zukünftig nicht mehr der EU angehören wird, muss eine Lösung für die EU-Bürger gefunden werden. Das wird AKFX übernehmen, ein auf Malta von der dortigen Finanzaufsicht MFSA regulierten Broker, der ein Tochterunternehmen von GKFX UK ist. Auch die bisherige deutsche Kundenbetreuung von GKFX wird von AKFX übernommen.

Andere CFD/Forex-Broker aus Großbritannien werden bald mit solchen oder ähnlichen Schritte folgen müssen. Wie man die genau ausgestaltet, werden wir sehen.

Als Kunde aktiv werden


Wichtig ist, dass die GKFX Kunden die Umstellung auf AKFX aktiv im Mitglieder-Bereich veranlassen müssen. Ansonsten wirkt nur die Konto-Kündigung und das Geld wird ausbezahlt. Für manchen Kunden ist das ohnehin der bessere Weg, bevor das Geld ganz verspekuliert ist. 😉

Unterschiede beachten


Die kleinen Unterschiede sollen auch erwähnt werden: Die Einlagensicherung bei AKFX beträgt lediglich 20.000€, das ist die Mindestsumme für Broker in der EU. Bei GKFX betrug sie zuletzt 85.000 GBP, also nahezu 100.000€. Dieser Sachverhalt ist allerdings nur für die Kunden relevant, deren Konto mit mehr als 20.000€ dotiert ist - das dürften die wenigsten sein.
Dass der Spread zukünftig "ab 0,5 pip" statt bisher ab 0,8 pip betragen soll - man wird sehen, inwiefern das umgesetzt wird.

Ein Anlass, die Kundenbeziehung zu überdenken?


Spannend ist in dem Zusammenhang, dass bereits eine deutschsprachige Seite von AKFX existiert, die der bisherigen von GKFX sehr ähnlich sieht. Einen Anlass, die Kundenverbindung nur aufgrund dieser Umstellung zu überdenken, sehe ich grundsätzlich nicht. Sinnvoll ist es natürlich, regelmäßig seine Bank- und Brokerkonten zu überprüfen, ob man sie noch benötigt und ob die Bank oder der Broker noch zu einem passt. Diesen Prozess sollte man aber unabhängig von äußeren Anlässen durchführen. Warum ich GKFX zu Jahresbeginn verlassen habe, habe ich hier beschrieben. Dieser Blog-Eintrag dient auch dazu, den ganzen Sachverhalt einmal unabhängig und einigermaßen neutral zu beschreiben.

Donnerstag, 28. März 2019

Unruhe bei der türkischen Lira vor den Kommunalwahlen

Nach den heftigen Turbulenzen im August 2018 kehrte zuletzt eine relative Ruhe bei der Türkischen Lira (Währungskennzeichen TRY) ein. Jedoch sollte allen Marktteilnehmern klar sein, dass sich an der politischen Situation nichts geändert hat und sich die wirtschaftliche Siuation durch die Zinsanhebebungen der Central Bank of the Republic of Turkey (CBRT) von 8% auf 24% tendentiell eher verschlechtern wird.

Trotzdem konnte sich die TRY stabiliseren. Musste man im August noch in der Spitze mehr als 8 TRY pro Euro (EUR) bzw. 7 TRY pro USD bezahlen, waren es im November nur noch 5,85 TRY pro EUR, bzw. 5,15 TRY pro USD.

In der Folge gab es einige Schwankungen, aber die TRY konnte sich immer
wieder erholen. Seit Anfang Februar 2019 ist jedoch eine leichte kontinuierliche Abwertung sichtbar - USD und EUR legen wieder zu. Charttechnisch blieb USD/TRY über der 200 Tage Linie (EMA, durchgezogen, blau im Chart).


Bis zum 22.März 2019, konnte man meinen, alles gehe mit rechten Dingen zu.
Doch der Kurssturz der Lira am "Black Friday" riss Investoren und Spekulanten aus der trügerischen Ruhe und war mehr als nur ein Warnzeichen. Das wurde in den Folgetagen durch exorbitant steigende Swap Rates für Long Positonen auf TRY-Paare wie EURTRY oder USDTRY sowie der Suspendierung des Handels bei einigen Forex-Brokern (z.B. Tickmill) deutlich.

Laut einem Artikel des Handelsblattes [1] erschweren türkische Banken den Verleih der TRY an ausländische Banken durch Zinsaufschläge, was zu den deutlich gestiegenen Zinssätzen bei den Swap-Rates geführt hat. Dies kann auf Anweisung der türkischen Zentralbank oder sogar der Regierung erfolgt sein, um die Spekulation gegen die Lira so zu verteuern, dass sie sich nicht mehr lohnt. Gut möglich, dass am Freitag (22.03.2019) einige Marktteilnehmer vorab Wind von den Maßnahmen bekommen haben und noch schnell ausgestiegen sind.

Ausländische Anleger fliehen diese Woche ebenfalls aus dem türkischen Aktien- und Anleihemarkt, was an auch hier zu fallenden Kursen und steigenden Renditen führte. Jedoch will keiner die dadurch freigesetzten TRY kaufen, vor allem die türkischen Banken nicht, weshalb ausländische Banken, darunter anscheinend auch die Commerzbank, auf den TRY-Währungsbeständen sitzen bleiben. Dies alles hat de facto den Charakter einer verdeckten Kapitalverkehrskontrolle - und das Motiv ist klar: Die Stabiliserung der Lira vor allem vor den in wenigen Tagen (31.03.2019) anstehenden Kommunalwahlen. Jedoch werden, wenn dies nur allzu deutlich wird, auch die Kapitalströme aus dem Ausland fern bleiben. Möglich wäre auch, dass die Konvertibilität der Währung infrage gestellt wird und sich ggf. ein Zweitmarkt außerhalb der Türkei bildet. Zumindest ist damit zu rechnen, dass die Liquidität im Handel mit der TRY weiter abnimmt, was zu steigenden Spreads und damit auch zu steigenden Kosten für die türkische Volkswirtschaft führt.


Alles in Allem ist also Vorsicht geboten - auch für Investoren, die z.B. über einen ETF am türkischen Aktienmarkt investiert sind. Die Warnungen des türkischen Präsidenten Erdogan sind in diesem Zusammenhang durchaus ernst zu nehmen, denn kurzfristig kann der durchaus Ärger bereiten, wie man bereits sieht, langfristig aber auch der Türkei schaden, was ihn aktuell sicherlich weniger interessiert.

[1] Artikel im Handelsblatt (Online-Ausgabe), abgerufen am 28.03.2019 https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/absturz-der-tuerkischen-waehrung-investoren-stecken-in-der-lira-falle-heftige-turbulenzen-am-anleihemarkt/24149998.html

Dienstag, 26. Februar 2019

Mit GKFX bin ich am Ende...

Bei der Kontoeröffnung stellt man sich die Frage:"Passt der Broker zu mir?" Aber diese Frage sollte man sich auch regelmäßig im Anschluss daran stellen, um nicht einige "Leichen" mit sich herum zu schleppen. Bei GKFX habe ich die oben gestellte Frage nun mit "nein" beantwortet und das Konto nach gut fünf Jahren geschlossen. Dafür gibt es mehrere, im folgenden genannten Gründe.

Mindestabstände für Stopps und Limits


Zum einen bin ich jetzt nur noch Kunde von Brokern, die keine Mindestabstände für Limits und Stops zum aktuellen Kurs haben. Diese Abstände sind bei GKFX zwar recht gering, beim CFD auf den DAX z.B. lediglich ein Punkt, aber dieser Sachverhalt behindert mich beim Handeln: Bevorzugt lege ich ein Limit innerhalb des Spreads, um beim Einstieg das Marktrauschen zu meinem Vorteil zu nutzen. Das ist bei GKFX nicht möglich. Deshalb muss ich für den direkten Einstieg eine Marketorder setzen und verliere damit meinen Vorteil. Falls ich mich durch einen Expert Advisor (EA) beim Handeln unterstützen lasse, muss dieser die Abstände ebenfalls vor dem Setzen einer Order prüfen - ein zusätzlicher Schritt, um Fehlermeldungen zu vermeiden. Allerdings kostet das unnötig Zeit und Performance, denn zahlreiche andere Broker haben keine solchen Mindestabstände.

Schlimmer geht's jedoch immer: Beim Broker ETX Capital betrug der Mindestabstand für die DAX seinerzeit sieben (7) Punkte. Auf einer Abendverstaltung wurde ich nach einigen qualifizierten Anmerkungen zu den Vorträgen von den Verantwortlichen des Brokers gefragt, ob ich nicht Live-Kunde werden wolle. Mit der Argumentation, dass mich die Limit-/Stopp-Abstände bei meinem Handel behindern, war die Diskussion jedoch schnell beendet.

Seltsame Kursstellung


Eine sehr seltsame Kursstellung gab es am 4. April 2018, einem Mittwoch, kurz nach 20 Uhr, im Währungspaar GBP/USD. Für gut 10 Minuten hatte der Kurs nicht wirklich etwas mit der Realität zu tun, sondern lag ca. 40 pips darunter.
Bei anderen Brokern und weiteren Quellen im Internet war eine derartige Abweichung nicht zu sehen. Erklärbar ist dies nur mit einem Fehler beim "market making", der nach einer gewissen Zeit anscheindend bemerkt und behoben wurde. Am Folgetag war auch die Kurshistorie entsprechend bereinigt.

Forex Spreads nicht gerade günstig


Forex-Spreads ab 1,8 pips - das wurde in der Regel auch eingehalten, allerdings nur für das Währungspaar EUR/USD. Bei weiteren Währungspaaren, auch solchen, die zu den Major Paaren gehören, den acht meistgehandelten großen Währungen, waren es jedoch zwischen 2,1 und 6 pips. Für einige, etwas exotischere Währungspaar wurden auch 10..12 pips und mehr verlangt. Das ist in meinen Augen definitiv zu viel - bei Mitbewerbern zahle ich zwar eine kleine Kommission von 4,00..5,50€ pro Lot im round turn, also Öffnen und Schließen der Position, stehe mich aber mit Spreads von typischerweise ab 0,1..0,3 pip deutlich günstiger. Für die Ausweitung der Spreads, die GKFX vornimmt, fällt dann allerdings keine Kommission mehr an.

Ausführungsqualität mäßig


Seit ich mich durch einen selbst erstellen Expert Advisor (EA) beim Handel unterstützen lasse, konnte ich dasselbe Programm bei mehreren Brokern auf dem gleichen Basiswert parallel laufen lassen und damit Datenmaterial sammeln. Grundsätzlich ist die Qualität der Ausführungen bei GKFX nicht schlecht, es gibt auch positive Slippage bei Stopp-Orders, aber auch immer wieder einmal unerklärliche Ausreißer, bei denen das Backend des Brokers  für eine Verzögerung gesorgt hat und die dann negative Slippage deutliche Ausreißer nach oben zeigte, die ich im direkten Vergleich bei Mitbewerbern nicht gesehen und bekommen habe.

Das ist deutlich vom Sachverhalt zu unterscheiden, dass eine erhöhte Slippage auch in "fast markets", schnellen Marktphasen, auftreten kann. Dann liegt der Grund dafür jedoch nicht beim Broker, sondern in der Regel daran, dass wichtige Daten zur Veröffentlichung anstehen und die großen Marktteilnehmer ihre Orders vorsorglich aus dem Markt nehmen, um aufgrund der zu erwartenden Volatilität nicht unglücklich ein- oder ausgestoppt zu werden. Als privater Trader empfielt es sich, in solchen Situationen ebenfalls seine Positionen und seine pending orders prüfen. Im Unterschied zum im vorherigen Anschnitt genannten Sachverhalt kann man bei "fast markets" eine erhöhte Slippage bei allen Brokern feststellen - unter Umständen lässt sich dann anhand der auftretenden Unterschiede eine Aussage treffen, wie gut die Anbindung des Brokers ist.

Als Händler muss ich auf meine Kosten achten, und neben den Provisionen und Spreads zählt auch die Slippage dazu. Ebenfalls muss die saubere und unverzögerte Ausführung der Orders seitens des Brokers gegeben sein. Es gibt Broker, die in beiden Punkten besser als GKFX sind.

Handelsinstrumente


GKFX bietet neben Web-basierten Lösungen nur den MetaTrader 4 an. Dass jedoch bereits an einer Lösung mit dem MetaTrader 5 gearbeitet wird, konnte ich daran sehen, dass dieser mir plötzlich als Download-Link angeboten wurde - ein wahrscheinlich kurzfristiger Fehler in der Verlinkung. Unter dem Aspekt, dass der MetaTrader 4 nur noch Sicherheits-Updates bekommt und vom Hersteller MetaQuotes inzwischen als "legacy" eingestuft wird, sind die Planung für den Nachfolger sicherlich vordringlich. Der MetaTrader 5 hat auch die Möglichkeit für deutlich mehr Handelsinstrumente, so dass man nicht plötzlich den ganzen NASDAQ-Zweig aus den Handelsinstrumenten entfernen muss. Die entsprechenden Aktien-CFDs waren damit ohne Vorankündigung vom einen auf den anderen Tag nicht mehr handelbar. An der NYSE gehandelte US-Werte, die zusammen mit Deutschen und Europäischen Aktien-Werten gelistet wurden, betraf der Rauswurf hingegen nicht.

Informationspolitik


Eine gute Informationspolitik habe ich eher durch andere Broker kennengelernt: Ankündigungen, wenn sich die Swap-Sätze  ändern, z.B. durch Zins-Anpassungen der Notenbanken, oder auch einmalige Swap-Änderungen bei Nicht-Performance-Indizes, z.B. aufgrund von Dividendenzahlungen. Diese sollten im Normalfall auch außerhalb der Handelszeit liegen - nicht jedoch bei GKFX. Da musste ich mehrfach, unangekündigt und während der normalen Handelszeit, Extra-Swap für Short-Trades in US-Indizes bezahlen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, denn eine Zahlung, während ich in US-Indizes long war, habe ich nie erhalten. Immerhin: Börsenfeiertage werden, wie bei anderen Brokern auch, angekündigt, in der Regel am Handelstag zuvor.

Die Trader-Ausbildung


Natürlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass GKFX auch einiges für die Trader im edukativen Bereich tut. Gerade für Trading-Anfänger kann das durchaus nützlich sein. Jeden Sonntag Abend gibt es eine Wochenvorschau als Webinar zur Vorbereitung auf die Handelwoche, in dem Wirtschaftskalender und wichtige Basiswerte aus den Bereichen Indizes, Rohstoffe und Forex besprochen werden.

Täglich morgens zur DAX-Eröffnung gibt es ein Webinar, in dem ebenfalls die Termine des Handelstages und interessante Basiswerte besprochen werden. Das Webinar wird aufgezeichnet und als Live-Kunde ab einem bestimmte Einlage-Volumen bekommt man zeitnah den Link des zunächst privaten YouTube-Videos per Mail zugeschickt. Abends gibt es eine Zusammenfassung, dessen Link ebenfalls für Live-Kunden per Mail verschickt wird. In einem wöchentlichen Abend-Webinar werden  auch edukative Elemente besprochen. Allerdings ist seit dem Wechsel des Referenten im Herbst 2017 deutlich geworden, dass die Qualität des vorherigen Referenten nicht so leicht zu ersetzen war.

Eine ebenfalls wöchentliche Webinarreihe mit wechselnden externen Referenten sind "The Trading Sessions". Hier sehe ich ebenfalls Licht und Schatten durch einige etwas zwielichtige Referenten, aber es gibt auch gute bis sehr gute Beiträge. Eine gute Aktion war auch das MetaTrader 4 Tutorial, welches rund 4,5 Stunden Know How zum MetaTrader4 in 123 Videos umfasst und im 4. Quartal 2018 für die Kunden fertiggestellt wurde. Besser wäre es allerdings gewesen, die Einführung des MT5 zu forcieren und darüber einen solchen Videokurs zu machen.

Trotzdem verlieren "80,95% der Kleinanlegerkonten [...] Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter". Das ist die vorgeschriebenen Warnung vor Verlusten, die  monatlich an die aktuelle Datenlage angepasst werden darf. Der Wert liegt trotz aller Bemühungen noch im oberen Bereich der verschiedenen Brokern. Aber sei es darum, denn mittels massivster Werbung in den Webinaren und Videos wird GKFX regelmäßig zum "Forex-Broker des Jahres" bei Brokertest gewählt.

Nicht jedoch meiner - GKFX und ich gehen nun getrennte Wege. Aber es ist keinesfalls ein Abschied im Zorn, denn Schwachstellen sind bei jedem Broker zu finden und ich werde hier auch weiter über solche berichten. Damit sehe ich diesen Bericht keinesfalls als unsportliches Nachtreten, sondern als zusammenfassenden Abschlussbericht an - und als Ansporn für GKFX, besser zu werden.