Samstag, 4. Februar 2023

Echtes Kundenangebot oder nur ein Marketing Gag?

2% Zinsen auf das Verrechnungskonto, damit ließ der Neo-Broker Trade Republic Anfang Januar aufhorchen. Zinsen auf das Verrechnungskonto bei Wertpapier-Broker - das war etwas, was viele Broker bereits vor Jahren abgeschafft haben. Bestenfalls gab es noch ein verzinstes Tagesgeld zum zinslosen Verrechnungskonto, aber auch das lohnte sich angesichts der lang andauernden Niedrigzinsphase bald nicht mehr und wurde bestensfalls noch homöopatisch mit 0,01% verzinst. Nur für Neukunden gab es eventuell, aber zeitlich sehr begrenzt, höhere Zinsen.

Konter von Scalable Capital?

Eine Reaktion auf dieses "Alleinstellungsmerkmal" bei Trade Republic ließ nicht allzu lange auf sich warten: "2,3 % Tagesgeld-Zinsen auf dein Guthaben" bei Scalable Capital. Doch wie so oft im Leben lohnte es sich, das "Kleingedruckte" zu lesen. War das bei der Zinsaktion von Trade Republic noch überschaubar, so konnte man bei Scalable Capital den entscheidenden Hinweis recht schnell finden: Die Verzinsung des Guthabens auf dem Verrechnungskonto erfolgte nur im Preismodell PRIME+ Broker.

PRIME+ Broker?

Nun fragt man sich, angesichts der bisherigen Preismodelle: Was ist PRIME+? Mit PRIME wurde bisher die Flatrate bezeichnet, die es dem Kunden ermöglicht, in den meisten Fällen ohne eine weitere Gebühr Wertpapiere zu handeln. Die Flatrate gibt es mit monatlicher und jährlicher Zahlung. Logisch erscheint in diesem Zusammenhang, dass die jährliche Zahlung, auf den Monat herunter gerechnet, zwei Euro günstiger angeboten wird als bei monatlicher Zahlung. Nun erfolgte eine Präzisierung der Abo-Modelle: Bei monatlicher Zahlung heißt es jetzt PRIME+, und nur in diesem Preismodell gibt es die Zinsen auf dem Verrechnungskonto. Kunden im Preismodell PRIME können wechseln und bekommen die anteilige Jahresgebühr zurück, so ein Angebot von Scalable Capital an die bisherigen PRIME Kunden.

Somit kann man nun feststellen, dass das "2,3% Zinspaket"  im Jahr 24 Euro mehr kostet, bei ansonsten gleichen Leistungen wie bei PRIME, was sich beim angegebenen Zinssatz durch etwa 1050 Euro Guthaben zusätzlich auf dem Verrechnungskonto realisieren lässt. Anfallende Steuern auf Kapitalerträge sind hierbei noch nicht berücksichtigt.

Fazit

Insofern darf man hier von einer reinen Marketing-Maßnahme sprechen, die lediglich dazu gedacht ist, die Anzahl der Kunden im kostenpflichtigen Modell PRIME+ zu erhöhen.