Dienstag, 5. November 2019

Aktienhandel, etwas anders

Der Aktienhandel wird immer teurer. Nach der 1822direkt haben im Verlauf des Jahres 2019 auch die comdirect und ihre Tochter OnvistaBank die Handelsplatz-Gebühr angehoben. Die Handelsplatz-Gebühr ist ein zusätzliches Entgelt, welches - abhängig vom Handelsplatz, an dem die Order ausgeführt wird - zusätzlich zur Orderprovision erhoben wird und die Orderkosten für den Kunden in die Höhe treibt. Immer häufiger wird dieses Entgelt jedoch auch unabhängig vom Handelsplatz verlangt, was der Bedeutung einer Handelsplatz-Gebühr im eigentlichen Sinne entgegen steht.

Es geht auch anders


Natürlich kann man zu einem Wertpapier-Broker wechseln, der eine geringere oder gar keine solche Gebühr erhebt. Doch auch die CFD / Forexbroker drängen in dieses Segment. Denn mit dem MetaTrader 5 (MT5), der multikanal-fähig ist, können Kundenaufträge an verschiedene Ziele weitergeleitet werden. So bietet die JFD Bank (vormals JFD Brokers) seit einigen Monaten den kostenlosen Aktienhandel über den MT5 an. Das mag zumindest etwas komisch klingen, funktioniert aber recht gut und ist auch genau so abgebildet, wie man es vom Handel mit Aktien kennt. Die Aufträge werden via "Smart Order Router" (SOR) ausgeführt; daran angebunden sind u.a. Börsen und multilaterale Handelssysteme (MTFs, die Handelsplattform Turquoise in London würde in diese Kategorie fallen). Die Ausführung einer Order erfolgt anhand der besten verfügbaren Liquidität.

Wie im Aktienhandel üblich kann man nur Käufe tätigen, keine Leerverkäufe wie sie bei (Aktien-) CFDs möglich sind. Das entsprechende Kapital muss vollständig hinterlegt sein, denn die Margin beträgt 100% des Gegenwerts. Weil damit kein Fremdkapital vom Broker verwendet wird, gibt es auch keine Swap-Kosten - eine Position über Nacht zu halten kostet also nichts. Damit sind auch Langzeitinvestition möglich. Dies entspricht den Usancen des "normalen" Wertpapier-Handels. Es wird kein Hebel verwendet und damit ist das (Handels-) Risiko nicht größer als beim Aktienkauf über einen gewöhnlichen Wertpapier-Broker. Selbstverständlich gibt es auch Dividendenausschüttungen - alles Anzeichen dafür, dass es hier tatsächlich um echten Aktienhandel geht. Natürlich hat auch die Bürokratie Einzug gehalten, wie bei den Wertpapier-Brokern auch, nämlich in Form des FATCA-Formulars, sofern man US-Aktien handeln möchte.

Nur zu den Haupthandelszeiten der Börsen


Die Handelszeit ist dadurch eingeschränkt, dass diese sich ausschließlich nach den Haupthandelszeiten der angebotenen Börsen richtet: Deutschland von 9:00-17:30h (mit einer kurzen Handelspause zur Zeit der XETRA-Mittagsauktion), die US-Werte von 15:30-22:00h. Niederländische, französische und spanische Aktien können ebenfalls gehandelt werden, und zwar von 09:00 - 17:30 Uhr. Bei den Wertpapier-Brokern kann man Aktien je nach Handelsplatz von 7:30h bis 23h handeln.

Dafür ist der Handel bereits ab ein Stück möglich und man kann seine Positionsgröße sehr genau bemessen, oder kostengünstig kleine Positionsgrößen handeln. Neben der "Market Order" zur sofortigen Ausführung stehen auch Limit-, Stopp- und Stopp-Limit-Orders zur Verfügung. Wer jedoch Short gehen (leerverkaufen) will, muss auf Aktien-CFDs zurückgreifen, die bei JFD eine Provision kosten, wie bei den meisten anderen Brokern auch.

Das ist anders


Das Aufgeben, Ändern oder Löschen (Streichen) von Orders funktioniert nur zu der jeweiligen Handelszeit des Instruments.Somit muss man sich am Abend oder am Wochenende getroffene Anlage-Entscheidungen zunächst notieren und dann zur Handelszeit ordern. Auch Wertpapier-Überträge werden nicht angeboten, wie bei vielen Wertpapier-Brokern üblich.

MetaTrader 5 zur Chartanalyse


Nebenbei erhält man als Kunde mit dem MT5 auch ein exzellentes Werkzeug, um Aktien-Kursverläufe auf verschiedenen Zeitebenen technisch zu analysieren. Die Benutzung mag gewöhnungsbedürftig sein, die Einarbeitung lohnt sich aber. Verschiedene Chart-Darstellungen sind möglich, nahezu alle Indikatoren sind bereits in der Software vorhanden oder durch Erweiterungen möglich. Der Chart bleibt in der bearbeiteten Form auch erhalten, wenn man den MetaTrader schließt, und ist beim erneuten Öffnen mit aktualisierten Kursdaten wieder verfügbar.

Fazit: Der Aktienhandel via JFD Bank ist aktuell eine kostengünstige Alternative zu den immer teurer werdenden Wertpapier-Brokern, die mit den Extra-Gebühren allerdings auch versuchen, ihre im Zinsgeschäft wegbrechenden Erträge in anderen Bereichen zu erzielen, was letzten Endes eine Quersubvention zu Lasten der Wertpapier-Kunden darstellt. Folglich müssen den Kunden gangbare Alternativen aufgezeigt werden, um den Druck auf die Wertpapier-Broker zu erhöhen, damit diese ihre Gebühren zumindest nicht weiter erhöhen.

Aktienhandel ist nicht gleich "Aktienhandel"


Viel Werbung, auch Straßenwerbung, liest man aktuell in Sachen "Aktienhandel" auch von verschiedenen Mitbewerbern. Bei genauerem Blick auf die Konditionen fallen Finanzierungskosten für Positionen über Nacht auf oder sogar die Möglichkeit, nur einen Teil des Gegenwerts hinterlegen zu müssen. Dies sind jedoch alles Anzeichen, dass es sich hierbei um Aktien-CFDs handelt, die nicht über eine Börse, sondern den konzern-eigenen Market Maker gehandelt werden. Sehr unterhaltsam war auch die Werbung eines Anbieters, der eine Trading-Revolution versprach, dann aber nur die ersten 10 Trades in "Aktien" pro Monat von den Gebühren freistellte.

Das Geschäftsmodell, keine Gebühren für Aktien zu verlangen, und die Order über einen Market Maker ausführen zu lassen, der dafür "kickbacks" (eine Rückvergütung an den Broker) zahlt, wird auch in Deutschland zunehmend verwendet. Für Kunden kann das tendentiell nachteilig sein. Mehr dazu voraussichtlich im nächsten Blog-Eintrag.

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